Projektbeschreibung

 

Das vom österreichischen FWF von 2019 bis 2022 geförderte, an der Universität Innsbruck und der LMU München durchgeführte Projekt „Die verborgenen Ursprünge des österreichischen Humanismus – Johannes Fuchsmagen“ (Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Martin Wagendorfer) erschließt zum ersten Mal das intellektuelle Profil des bisher kaum erforschten Tirolers Johannes Fuchsmagen (ca. 1450–1510). Der in Hall/Tirol geborene Fuchsmagen studierte an der Universität Freiburg im Breisgau und war später Rat von Kaiser Friedrich III. und dessen Sohn Maximilian I. Bedeutender als seine politisch-diplomatische Karriere ist seine geistesgeschichtliche Stellung: Fuchsmagen war Mittelpunkt eines humanistisch interessierten Kreises in Wien, dem unter anderem Konrad Celtis angehörte, und darüber hinaus auch mit süddeutschen Humanisten wie Johannes Reuchlin und Konrad Peutinger vernetzt. Er brachte offenbar einen ganz neuen Zug in die seit etwa der Mitte des 15. Jh. in Österreich nachweisbaren humanistischen Bemühungen diverser gelehrter Kreise ein, nämlich das antiquarische Interesse und das Sammeln von Altertümern. Da Fuchsmagen selbst im Unterschied zu anderen Humanisten bis auf einige Briefe und diverse kleinere Notizen keine literarischen Texte hinterlassen hat, kann man seine Interessen und Bemühungen (oder anders gesagt: sein intellektuelles Profil) nur über Umwege rekonstruieren. Diesem Zweck dienen die beiden auf unserer Website präsentierten Zugänge.
Es handelt sich erstens um die digitale Edition des sogenannten „Codex Fuchsmagen“ (Cod. 664 der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck). Diese 153 Folia umfassende, um 1500 angelegte und offenbar Fuchsmagen gewidmete Pergamenthandschrift enthält rund 230 lateinische Dichtungen (vor allem Elegien und Epigramme) von zum Teil überaus prominenten Humanisten aus dem Umkreis Fuchsmagens, sodass die Handschrift eine einzigartige Quelle für das europäische Netzwerk des Humanisten darstellt. Die Texte sind bisher nie als Einheit ediert worden. Magdalena Rufin und Rocco Di Dio legen nun die erste vollständige, dazu noch mit einer deutschen Übersetzung, einem textkritischen Apparat und einem ausführlichen Kommentar versehene Edition des „Codex Fuchsmagen“ vor (ACHTUNG: Derzeit befindet sich die Seite noch im Aufbau), die parallel zum Digitalisat der Handschrift aus der ULBT präsentiert wird.
Den zweiten Zugang stellt eine virtuelle Rekonstruktion der Büchersammlung Fuchsmagens dar. In einer Reihe von Handschriften und Drucken, die heute über zahlreiche Bibliotheken Europas verstreut sind, finden sich Besitzvermerke oder Marginalien Fuchsmagens, die diesen als Besitzer des jeweiligen Bandes ausweisen. Auf der Website werden nicht nur Digitalisate möglichst aller dieser Bände geboten, sondern sie werden auf zweierlei Art und Weise tiefergehend erschlossen: So werden für sämtliche Handschriften (soweit nicht schon in modernen Katalogen vorliegende Beschreibungen existieren, auf welche in diesem Falle hingewiesen wird) parallel zu deren Digitalisaten Tiefenerschließungen angeboten, die sich grob an den österreichischen Richtlinien für Handschriftenbearbeiter*Innen orientieren. Die Folio-Angaben in diesen Beschreibungen führen mittels Link direkt zum betreffenden Blatt im Digitalisat der Handschrift. Für die Inkunabeln aus dem Besitz Fuchsmagens wird die GW-Nummer sowie die wichtigste Literatur angeführt. Darüber hinaus werden sämtliche Marginalien Fuchsmagens in seinen Handschriften erfasst und transkribiert und ebenfalls online zugänglich gemacht. Auch hier werden die Folio-Angaben mit den entsprechenden Digitalisaten der Bände verknüpft, um so einen Eindruck von der Anlage der Marginalien zu vermitteln (ACHTUNG: Die Seite befindet sich derzeit noch in Bearbeitung und wird permanent erweitert). Die Handschriftenbeschreibungen stammen (bei Wien, ÖNB, Cod. 506 basierend auf einer von Georg Buchbauer in einer Lehrveranstaltung an der Universität Wien angefertigten Beschreibung) von Raphael Steinbacher und wurden von Viviana Kleinlercher M. A. korrigierend durchgesehen.

Kontakt

 

Für Anregungen und Verbesserungsvorschläge können Sie sich gerne an uns über die E-Mail-Adresse Raphael.Steinbacher@lmu.de wenden.